Ö-TOUR TAGEBUCH TAG 7
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Samstag, 10. Juli 2010 |
Tag 7 - Der K(r)ampf gegen die Uhr ; EZF Podersdorf/Neusiedlersee, 26km, 20HM
Meine Lieblingsbeschäftigung. Alleine im Wind auf einer endlosen Geraden in der Pannonischen Tiefebene bei 35 Grad im Schatten, den es hier mangels Bäumen gar nicht gibt. Meine Erfahrungen mit dieser Etappe von vor vier Jahren sowie mein Wissen über meine Fähigkeiten in dieser Spezialdisziplin ließen mich aber mit entsprechender Erwartungshaltung an die Sache herangehen. Ich suche mir alles Positive heraus, dass ich finden kann: Der Tag auf dem Rad dauert insgesamt heute nur rund zweieinhalb Stunden, geringe Sturzgefahr, ungestörtes Aufwärmen mit meinem Ipod bei Volume max, meine Premiere mit einem Zeitfahrrad und vier Kilometer weniger als damals.
Mehr kann ich hier neben Surfer’s Paradise nicht finden – aber es reicht und ich spule das Programm runter. Die hinter mir Gestarteten, genauer gesagt drei an der Zahl, überholen mich auch erst später als sonst, was mich aber nur bedingt stört, weil ich so Motorrad, Fahrer und Betreuerauto vor mir sehe und nicht kilometerweit auf den spiegelnden, glühend heißen Asphalt blicken muss. Etappe gut im Zeitlimit beendet – Danke und raus aus den engen Klamotten. Cool down im Neusiedlersee.
Nicht ganz so schnell vergessen werden diesen Tag die Männer an der Front. Es geht um die letzte Chance, sich zu verbessern oder Plätze zu verteidigen. In unserem Team ist Kapitän Harald Totschnig so ein Kandidat. Das Ziel, in der Gesamtwertung unter den ersten 20 zu bleiben kann er mit einem guten Zeitfahren heute erreichen. Super, bärenstarke Woche! Bei den Top-10 geht es eigentlich “nur“ um einzelne Rangverbesserungen – das Gelbe Trikot dürfte auf den Schultern von Ricco bleiben. Ich war 2006 das letzte Mal dabei – damals baute sich das gelbe Trikot vom späteren Gesamtsieger Tom Danielson in der Zielkurve ein. Ähnliches passiert heute. Ricco stürzt schwer, bleibt aber in Führung. Es kursieren mehrere Versionen der Sturzursache – eine Tasche (vom ORF, aber das habt ihr nicht von mir!!! ;-), ein Motorrad, von der Straße abgekommen, … Egal – mal sehen ob und wie er morgen am Start steht und wie das Rennen gefahren wird. Die letzten Jahre änderte sich am Gesamtergebnis zwar nichts mehr, die Etappe wurde aber immer im Highspeed mit 48km/h Schnitt gefahren. Vielleicht nimmt die Tourdirektion morgen den Sekt mal nicht umsonst mit ins Begleitauto und es wird ruhig. Wir sind gespannt.
Morgen also Schlussetappe nach Wien mit abschließenden zehn Runden am Ring. Resumee ziehe ich morgen, wenn wirklich alles vorbei ist. Aber heute schon ist es höchste Zeit, endlich das Team hinter dem Team in den Vordergrund zu bringen. Wir acht Radfahrer genießen seit mehr als einer Woche die allerbeste Betreuung und müssen “nur“ Radfahren. Das ist organisatorisch keine einfache Aufgabe. Morgens stellen wir unsere Taschen vor die Zimmertür – abends steht diese bereits wieder im neuen Hotel vor dem Bett. Hunger oder Durst brauchen wir wie mein jüngster Neffe nur akustisch ankündigen und werden “gestillt“. Nicht zu vergessen unsere Mechaniker. Perfekt saubere Räder, einwandfreie Schaltung und die vielleicht besten Laufräder, die am Markt gerade aktuell sind. Die beiden Sportlichen Leiter lotsen uns taktisch durch das Rennen und versorgen uns unterwegs mit wichtigen Infos. Ein riesiges Dankeschön an Thomas, Harald, Mario, Urgestein Gottl, Manfred, Christian und ganz besonders an unsere beiden Masseure Günther und Lucie, um die uns 17 Teams bei der Rundfahrt beneiden. Die beiden kneten nicht nur Beine und Rücken – sie sind Motivatoren, Psychotherapeuten, Notarzthelfer, Chirurgen, Organisationsleiter, Krankenschwester, Ersatzmama und –papa, Koch und Vertrauensperson. Kurz: Mädchen bzw. Bub für alles. Große Klasse!
Heuteabend steigt in Podersdorf noch die berühmte Tourfete. Da bleibt fast niemand fern und es wird zwar nicht sonderlich spät werden, aber bestimmt lustig. Vielleicht kann ich dann auch mein Preisgeldkonto ein wenig erhöhen – jetzt nicht sportlich, aber mit Lucie’s Telefonnummer verdient man schon fast soviel wie bei einem Etappensieg. ;-) Get the Party started! Zurück |